Das gute Gefühl, das sich einstellt, wenn man etwas Neues gelernt hat, ist einfach wunderbar. Dieses Aha-Erlebnis ist sehr prägend, vor allen Dingen dann, wenn es zuvor besonders mühselig war. Was dann eintritt, ist Stolz, Erleichterung und Motivation.
Und dann gibt es ja auch noch die „andere Seite der Medaille“. Auf ihr steht, wie es sich anfühlt, wenn man trotz Anstrengungen nur „Bahnhof“ versteht. Dieser Zustand ist gekennzeichnet von Frust und oft auch Demotivation.
Wer oder was entscheidet über Lernerfolg? Wie funktioniert das mit dem Lernen? Und was kann man tun, damit das Lernen leichter fällt und sich möglichst oft Lernerfolge einstellen?
Lernen will gelernt sein.
So weit, so wahr. Lernen ist nicht gleich Lernen. Man kann sich den gleichen Lerninhalt auf unterschiedlichste Wege aneignen. In der Grundschule ist eines der wirklich wichtigen Ziele, das Lernen zu lernen. Es werden daher verschiedene Methoden angewandt, damit die Kinder Möglichkeit haben, den Stoff über verschiedene Zugänge zu erwerben. An der Bonifatiusschule haben wir zu diesem Zweck auch die „Methodentage“, die dazu da sind, eine Fertigkeit zu vertiefen oder eben eine Lernmethode zu festigen. Denn wer geübt ist im Lernen, hat weniger Frust dabei. Und mehr Motivation. Besonders hilfreich ist es, wenn man weiß, welche Art von Lernen besonders gut funktioniert. Hierzu lassen sich grob vier Lerntypen unterscheiden.
Die vier Lerntypen
- Auditiver Lerntyp: Dieser Lerntyp lernt vorzugsweise über das Zuhören. Geschichten hören oder Unterrichtsgespräche sind für diesen Lerntyp angenehm und hilfreich.
- Visueller Lerntyp: Dieser Lerntyp lernt überwiegend mit dem Sehsinn. Zum Beispiel beim Lesen, über das Veranschaulichen von Inhalten (wie bei einer Lernlandkarte) oder auch das Anschauen von Filmen.
- Motorischer/ haptischer Lerntyp: Hier wird angepackt! Durch das Anfassen und „be-greifen“ lässt sich für diesen Lerntyp der Stoff am besten einprägen. Sehr viele Kinder sind haptische Lerner und können über das Greifen die Welt besser „be-greifen“.
- Kommunikativer Lerntyp: Bei Unterhaltungen oder in Partnerarbeit lernt dieser Lerntyp am schnellsten.
Auch wenn man diese Lerntypen so nebeneinander auflisten kann lässt sich doch sagen, dass jemand nie nur einem Lerntyp entspricht. Oftmals lernt man bevorzugt auf eine Weise und über einen Sinn, aber eine Mischung mehrerer Sinne ist häufig sehr wirkungsvoll. Offensichtlich ist in jedem Fall: Lernen passiert über die Sinne. Die Sinne sind unsere Wahrnehmungsquellen. Jeder Mensch nimmt über die Sinne seine Umwelt und damit auch alles, was es dort zu lernen gibt, wahr.
Als Eltern macht es viel Sinn, mal genau zu beobachten oder auch zu überlegen, welche Vorlieben das eigene Kind hat. Vielleicht ist es besonders kommunikativ, vielleicht hört es besonders gern Geschichten, vielleicht ist es eher ganz motorisch und pragmatisch veranlagt? Mit dem Heranwachsen entwickeln Kinder ihre Vorlieben. Trotzdem gilt, dass je jünger das Kind ist, umso eher und besser lernt es mit allen Sinnen.
Vielfältig lernen bedeutet Grundlagen behalten.
Die Grundschule ist eine Schulform, in der Basiskompetenzen gelehrt werden. Dies steckt schon im Begriff. Es geht um „Grund-Lagen“. Lernen, wie man lernt, ist eben eine dieser wichtigen Grundlagen, um auf lebenslanges Lernen vorzubereiten. Neben Lesen, Schreiben und Rechnen ist dies eine „Schlüsselqualifikation“, um sich ein Leben lang Dinge aneignen zu können. Je vielfältiger ein Kind lernen darf, umso mehr erfährt es über sich und seine Umwelt und umso tiefer kann es Lerninhalte verankern. Denn einmal Gelerntes will wiederholt und gefestigt werden, damit es auch gut behalten und abgespeichert wird.
Wiederholung gehört zum Lernen dazu und kann bzw. sollte ebenfalls auf vielfältige, sinnreiche Weise geschehen, damit die Gehirnplastizität ausgestaltet wird und neuronale Verschaltungen im Gehirn gebildet werden können. Oder einfacher ausgedrückt: damit der Stoff auch „gut sitzt“. Im Englischunterricht beispielsweise wird der Lernstoff häufig über Lieder (auditiv) und Bildkarten (visuell) eingeführt. In der Wiederholung werden dann Dialoge oder Rollenspiele in Partner- oder Gruppenarbeit eingeübt (kommunikativ und motorisch). Oder es werden Spiele eingebaut, wie Memory oder Plakate angefertigt (visuell). Lernwege in der Grundschule werden oft in diese Richtung gestaltet. So zu lernen, bedeutet, Inhalte ganzheitlich zu erlernen und tiefer zu verankern.
Lernen mit Kopf, Herz und Hand
An der Bonifatiusschule setzen wir dies täglich in unterschiedlichen Zusammenhängen um. Einige Kolleginnen haben ihren Unterricht fotografisch festgehalten um zu zeigen, dass Kinder sich gut auf den Unterrichtsstoff einlassen, wenn sie ihre Sinne und ihren natürlichen Spieltrieb ausschöpfen (siehe Fotogalerie in diesem Blog). Besonders spannend war es neulich im Sachunterricht der Klasse 4. Beim Thema Karten lesen konnten die Kinder erst aus Lego Modelle bauen und dann Bilder und Karten hierzu anfertigen.
Auch im Matheunterricht der Klasse 2 wurde neulich mit Zahlen „gespielt“. Die Kinder konnten mit Maßbändern und Spielfiguren am Zahlenband Regeln und Zusammenhänge erfassen. Den Kindern fiel es so sehr leicht, den „Stoff“ zu verstehen. Das positive Erlebnis führt dazu, dass die Zusammenhänge besser gelernt und behalten werden.
Und dann ist es da, dieses Aha-Erlebnis.
Welch wunderbares Gefühl. Davon wollen wir alle noch mehr!
Es grüßt herzlich im Namen des Boniteams,
Katharina Korves